Gehirn-Jogging in der Sauna

Wie altert das Gehirn und was kann man dagegen tun? Diese beiden Fragen standen im Fokus des mittlerweile achten Vortrags im Rahmen der Ringvorlesung über gelingendes Altern an der HSD. Rund 420 Gäste verfolgten am vergangenen Mittwochabend online den Vortrag von Prof. Dr. Michael Knodt, Studiendekan für Psychologie an der HSD, der eine überraschende Wendung nahm.

Am vergangenen Mittwochabend fand an der HSD Hochschule Döpfer der achte Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung über "Gelingendes Altern" statt. Das Thema des Abends lautete: "Wie altert das Gehirn – und was kann man dagegen tun?". Rund 420 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten den Online-Vortrag von Prof. Dr. Michael Knodt, Studiendekan für Psychologie. Der Abend lieferte nicht nur Einblicke in die Neuroanatomie der Gehirnalterung und Präventionsmaßnahmen, sondern brachte auch eine überraschende Wendung.

Moderiert wurde die Veranstaltung von HSD-Vizepräsident für Forschung Prof. Dr. Andreas Liebl, der die HSD vorstellte und den Referenten und seinen Kollegen Prof. Dr. Knodt begrüßte. Prof. Dr. Knodt ging zunächst auf die Neuroanatomie der Hirnalterung ein und erläuterte die Bedeutung neuronaler Verbindungen und der Synapsenbildung. Er betonte die Dynamik dieses Prozesses, der das Gehirn im Laufe des Lebens formt und umgestaltet. Durch aktive Teilnahme an neuen Lernerfahrungen und geistigen Herausforderungen könne die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Gehirns nachhaltig gefördert werden.

Eine überraschende Wendung brachte Prof. Dr. Knodt in seinem Vortrag, als er erklärte, dass der Alterungsprozess des Gehirns auch positive Aspekte habe: „Unsere kristalline Intelligenz nimmt mit dem Alter zu. Diese Form der Intelligenz bezieht sich auf das akkumulierte Wissen und die Erfahrungen, die eine Person im Laufe ihres Lebens gesammelt hat. Sie umfasst Fertigkeiten wie Wortschatz, Allgemeinwissen und kulturelles Verständnis. Kristalline Intelligenz bleibt im Alter oft erhalten oder kann sogar weiter zunehmen, da sie auf dem reichen Fundus an Wissen und Lebenserfahrung aufbaut.“

Der Vortrag lieferte wertvolle Erkenntnisse darüber, dass gesundes Altern des Gehirns kein Zufallsprodukt sei, sondern das Ergebnis eines proaktiven und bewussten Lebensstils. Prof. Dr. Knodt präsentierte eine Vielzahl von Strategien, die jede/r Einzelne/r umsetzen kann, um die Gehirnalterung zu unterstützen und das Risiko von altersbedingten kognitiven Einbußen zu minimieren. Dazu würde u.a. eine gesunde Ernährung auf Basis der Mittelmeerdiät, geistige Stimulation und lebenslanges Lernen, soziale Kontakte, psychische Gesundheit, guter Schlaf und Bewegung wie Tanzen gehören. Eine humorvolle Anmerkung war der Hinweis auf den Besuch einer Sauna, der mindestens viermal monatlich erfolgen sollte und nachweislich gute Ergebnisse erzielen würde – laut Studien aus Finnland. Ein Geheimtipp des Studiendekans für Psychologie für einen besseren Schlaf war, gleich nach dem Aufwachen das erste Licht intensiv wahrzunehmen. So könne man sich für die ersten zehn Minuten des Tages auf den Balkon stellen oder Frischluft im Garten genießen. 

Prof. Dr. Knodt schloss seinen Vortrag mit dem Hinweis auf das Pareto-Prinzip, das besagt, dass es ausreichen würde, etwa 20 Prozent der vorgestellten Tipps im Alltag umzusetzen, um bereits zu 80 Prozent positive Effekte erzielen zu können. Sein Fazit präsentierte er mit einem Augenzwinkern: „Was wir hier heute Abend gemacht haben, kann man schon als prophylaktische Maßnahme betrachten. Denn wir haben uns bzw. unseren Gehirnen durch die Teilnahme an diesem Vortrag eine geistige Stimulation im Sinne einer gesunden Gehirnalterung gegönnt“.

In der anschließenden Diskussion standen Fragen der Prophylaxe im Vordergrund. So gäbe es zwar keine ihm bekannten Studien, ob auch das Jonglieren positive Effekte habe. Es ließen sich jedoch Sportarten benennen, die für eine Prophylaxe weniger geeignet seien. So wurde bei American Football-Spieler*innen eine erhöhte Anfälligkeit festgestellt, an Demenz zu erkranken. Bei der Frage, ob Demenz heilbar sei, keimte trotz der Absage ein wenig Hoffnung auf: „Leider nein“, so der Psychologe, „aber bei der vaskulären Demenz beispielsweise kann der Verlauf durch einige Interventionen und Maßnahmen zumindest abgemildert werden“. Zur Beantwortung der Frage, wie man eine Demenz frühzeitig als solche erkennen kann, zauberte Prof. Dr. Knodt eine weitere Folie aus seiner Präsentation - mit sieben Indikatoren wie Gedächtnislücken, Apathie oder räumliches Vorstellungsvermögen.

Die Resonanz des Publikums war durchweg positiv, es gab viele Dankesworte und Fragen im Chat. Eine Teilnehmerin bedankte sich für die „klare und besonnene Beantwortung der Fragen“.

Die nächste Veranstaltung der Ringvorlesung "Gelingendes Altern" findet am 7. Februar 2024 um 18 Uhr online statt. Prof. Dr. Tobias Braun wird über das "Frailty-Syndrom" sprechen und Ansätze zur Prävention und Therapie von "Gebrechlichkeit" vorstellen. Um eine Anmeldung wird gebeten unter Öffentliche Ringvorlesung „Gelingendes Altern“