Konferenz zu gelingendem Altern

Prof. Dr. Rainer Kretschmer und Prof. Dr. Andreas Eylert-Schwarz waren Teil einer Fachveranstaltung im italienischen Bozen. Im Rahmen eines Podiumsgesprächs mit dem Thema „Wie selbstbestimmtes Leben im Alter gelingen kann“ wurden Erkenntnisse aus dem deutschsprachigen Raum diskutiert.

Die beiden Regensburger HSD-Professoren beschäftigt diese Frage aus ihrer jeweiligen Fachdisziplin: Rainer Kretschmer, der im Studiengang Physican Assistance lehrt, befasst sich unter anderem mit Alterstraumatologie, also den Ursachen, Folgen und Präventionsmöglichkeiten von Unfällen und Stürzen älterer Menschen. Andreas Eylert-Schwarz geht aus Sicht der Sozialen Arbeit u.a. der Frage nach, wie soziale Räume und Beziehungen gestaltet sein müssen, damit Senior*innen möglichst lange selbstbestimmt am sozialen Leben teilhaben können. Neben diesen beiden gibt es weitere HSD-Professor*innen, die aus ihrer fachlichen Perspektive unterschiedliche Herausforderungen des demografischen Wandels und der alternden Gesellschaft bearbeiten. Das bietet die Chance, dieses Zukunftsthema an unserer Hochschule interdisziplinär und anhand konkreter Fragen der Praxis zu bearbeiten. Zur Veranstaltung in Bozen hatte das Südtiroler Forschungsinstitut „Eurac Research“ eingeladen um gleichzeitig die Ergebnisse einer Studie zu den Bedürfnissen und zur Lebensgestaltung älterer Menschen in Südtirol vorzustellen.

Zu Fragen des gelingenden Alterns diskutierten:

  • Franz Müntefering: ehem. Deutscher Vizekanzler und Bundesminister, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen
  • Ulrike Scharf: Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit & Soziales
  • Waltraud Deeg: Landesrätin für Familie, Senioren, Soziales und Wohnbau und Landeshauptmannstellvertreterin Südtirol
  • Ines Simbrig: wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Public Management, Eurac Research Bozen

Unter anderem wurde im Austausch der Diskutant*innen deutlich, dass der Ruhestand heutzutage durchschnittlich länger und gesünder erlebt wird, als das den Generationen zuvor möglich war. Aufgrund der höheren Lebenserwartung und der guten Gesundheitsversorgung könne diese Phase durchaus dreißig Jahre umfassen. Daher sollte dieser Lebensabschnitt auch noch stärker als bisher geplant, begleitet und unterstützt werden. So schlugen die Podiumsgäste zum Beispiel vor, vermehrt auf Bildungsangebote für Ältere zu setzen, die attraktiv, wohnortnah und möglichst kostenfrei sein sollten. Franz Müntefering führte dazu aus, dass Ältere aus seiner Sicht das selbe Recht auf ein attraktives Bildungsangebot haben wie Kinder und Jugendliche, die in Kita und Schule zahlreiche überwiegend staatlich finanzierte Bildungsangebote erhielten. Er plädierte dafür, den Senior*innen ein ähnlich attraktives, staatlich finanziertes Angebot zu machen, da sie im Ruhestand oft auf Kompetenzen angewiesen seien, die sie zuvor im Alltag nicht benötigten. Als Beispiel wurde die fortschreitende Digitalisierung genannt. Wer heutzutage im Beruf wenig mit Computern, Apps oder Internetanwendungen zu tun habe, benötige ggf. einen entsprechenden Kurs, um sich im Alter mit der Technik auseinanderzusetzen. Dabei könne man nicht immer warten, bis Senior*innen aufgrund eines akuten Erfordernisses selbst einen Bildungsbedarf sehen – man müsse ihnen vorab niedrigschwellig und zielgruppengerecht die Möglichkeiten und Chancen der fortschreitenden technischen Entwicklungen näherbringen. Auch Fragen der Mobilität, der Techniknutzung (z.B. durch Assistenzsysteme) sowie der Aktivierung und Förderung des Ehrenamtes gerade älterer Menschen wurden auf dem Podium diskutiert und durch Forschungsbefunde untermauert. Franz Müntefering fasste die Ergebnisse am Ende des Abends mit einer einfachen Formel zusammen: „Zum gelingenden Altern gehören die drei LLL – Laufen, Lernen, Lachen. Laufen, also körperliche Bewegung, hält auch geistig jung. Lernen bringt die grauen Zellen in Schwung und gemeinsam Lachen macht glücklich.“ Der Besuch lohnte sich für die beiden HSD-Mitglieder doppelt: Einerseits, weil deutlich wurde wie wichtig interdisziplinäre und regionale Ansätze sind. Hier ist man in Regensburg mit zahlreichen Projekten, Initiativen und Angeboten bereits auf einem guten Weg. Andererseits, weil im Austausch neue Ideen für die gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsarbeit entstanden, die an der HSD weiter diskutiert und vorangebracht werden könnten.

Foto: Ingrid Heiss für Eurac Research