Altersdespression: „Treatment gap“ gravierend

Online an der HSD Hochschule Döpfer versammelten sich am 6.12.23 Interessierte, um an dem Vortrag über ein zunehmend relevantes Thema teilzunehmen: die Altersdepression. Unter der Leitung von Dekanin Prof. Dr. Michaela Golic wurde die Veranstaltung eröffnet: „Mit 10 Jahren freut man sich noch, wenn man altern darf“. Aber schließlich ging es um ein Thema, das in den letzten Jahren in der Gesellschaft immer häufiger auftritt: Depressive Erkrankungen im Alter. Sie bringen einen hohen Leidensdruck und Belastungen für die Betroffenen selbst, aber auch für Personen im Umfeld mit sich.

Die Referentin Prof. Dr. Katrin Kliegl stellte zunächst fest, dass Altersdepression in den gängigen Diagnosemanualen oder aktuellen Behandlungsleitlinien nicht definiert ist. Wie stark altersabhängig depressive Symptome im Allgemeinen sind, zeigte sie anschließend auf und beschrieb die typischen Symptome einer Depression im Alter. Besonders betont wurde die Neigung bei älteren Menschen, die Aufmerksamkeit auf körperliche Beschwerden zu richten und dabei psychische Anhaltspunkte zu vernachlässigen, was zum erhöhten Risiko von Fehldiagnosen führen kann.

Ein wichtiger Aspekt des Vortrags war die Vorstellung spezifischer Diagnoseverfahren, wie die "Geriatrische Depressionsskala" (GDS), die für ältere Menschen entwickelt wurden, um genauer auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Weiterhin war die Abgrenzung zu Demenz wichtiger Bestandteil der Ausführungen.

Die Steigerung depressiver Erkrankungen weltweit, insbesondere bei Frauen in Deutschland, verdeutlichte die Relevanz des Themas. Besonders berührend war die Diskussion über den Umgang mit lebensmüden pflegebedürftigen älteren Menschen. Die Tipps und Hinweise zur Erkennung von Anzeichen und zum angemessenen Umgang erhielten große Aufmerksamkeit. Die Veranstaltung endete mit einem Appell zur Sensibilisierung für die Wirksamkeit von Psychotherapie auch im fortgeschrittenen Alter. Es wurde betont, wie wichtig es sei, geistig und körperlich stimulierende Aktivitäten zu fördern und soziale Isolation zu bekämpfen, denn hier gilt ganz klar das Prinzip „Use it or lose it“.

Insgesamt war der Vortrag nicht nur informativ, sondern auch außerordentlich hilfreich für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die von Prof. Dr. Katrin Kliegl vorgestellten Ressourcen und Unterstützungsmöglichkeiten wurden als wertvolle Quellen für weitere Informationen angesehen.

Die Auseinandersetzung mit diesem sensiblen Thema verdeutlichte die Notwendigkeit eines umfassenden Umdenkens und Handelns in der Gesellschaft, um den Herausforderungen der steigenden Altersdepression angemessen zu begegnen.

Frau Prof. Dr. rer. nat. Kliegl lehrt seit dem Sommersemester 2019 im Studiengang B.Sc. Psychologie an der HSD Regensburg das Fach Psychische Gesundheit. Ab dem Wintersemester 2019/ 2020 in Lehre und Forschung an der HSD Regensburg im Rahmen einer Professur.