Potsdamer Umweltfest 2023 –
Beitrag der HSD Hochschule Döpfer aus dem Fachbereich Psychologie

Die Intention-Behavior Gap und wie nachhaltiges Handeln trotzdem gelingen kann

Die Intention-Behavior Gap, auch als Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz bezeichnet, bezieht sich auf die Diskrepanz zwischen den Einstellungen oder Meinungen einer Person zu einem bestimmten Thema und ihrem tatsächlichen Verhalten in Bezug auf dieses Thema. Es handelt sich um das Phänomen, dass Menschen oft nicht das tun, was sie sagen oder denken.

Die Intention-Behavior Gap wurde in der Sozialpsychologie und Verhaltensforschung sowie in der Verhaltensökonomie untersucht. Es wurde festgestellt, dass es häufig eine Diskrepanz zwischen dem, wovon Menschen überzeugt sind oder was sie unterstützen, und ihrem tatsächlichen Verhalten gibt. Zum Beispiel können Menschen eine positive Einstellung zum Umweltschutz haben und sich als umweltbewusst betrachten, aber in ihrem täglichen Leben möglicherweise nicht immer umweltfreundliche Entscheidungen treffen. Daher könnte die Gap auch das Thema nachhaltiges Handeln betreffen.

Es gibt verschiedene Faktoren, die zu diesem Phänomen beitragen können. Einige der häufigsten sind:

  • Selbstkontrolle
  • Menschen können Schwierigkeiten haben, ihre Impulse zu kontrollieren und langfristige Ziele über kurzfristige Befriedigung zu stellen. Dies kann dazu führen, dass sie von ihren Absichten abweichen.
  • Situative Einflüsse
  • Die Umgebung und die spezifische Situation, in der sich eine Person befindet, können ihr Verhalten beeinflussen. Es kann sein, dass Menschen in bestimmten Situationen ihre Einstellungen nicht konsequent umsetzen oder von äußeren Einflüssen abgelenkt werden.
  • Soziale Normen
  • Die sozialen Normen und Erwartungen einer Gruppe oder Gesellschaft können das individuelle Verhalten beeinflussen. Obwohl jemand eine bestimmte Einstellung hat, kann er oder sie sich möglicherweise an die geltenden Normen anpassen und sein Verhalten entsprechend anpassen.
  • Kognitive Dissonanz
  • Wenn es einen Widerspruch zwischen Einstellungen und Verhalten gibt, kann dies zu kognitiver Dissonanz führen. Um diese Unstimmigkeit zu reduzieren, können Menschen ihre Einstellungen an ihr Verhalten anpassen, anstatt ihr Verhalten an ihre Einstellungen anzupassen.

Die Untersuchung der Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz ist wichtig, um zu verstehen, warum Menschen in bestimmten Situationen nicht entsprechend ihren Einstellungen handeln. Es ermöglicht auch die Identifizierung von Hindernissen oder Hemmnissen, die das tatsächliche Verhalten beeinflussen können. Durch die Erkenntnis der Diskrepanz zwischen Einstellungen und Verhalten können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um das Verhalten in Einklang mit den Einstellungen zu bringen und soziale Veränderungen zu fördern.

Die Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz spielt im Bereich der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes eine bedeutende Rolle. Oftmals haben Menschen positive Absichten und sind sich der Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz bewusst. Sie möchten umweltfreundliche Entscheidungen treffen und nachhaltige Verhaltensweisen praktizieren. Allerdings klafft oft eine Lücke zwischen diesen Absichten und dem tatsächlichen Verhalten.

Es gibt mehrere Gründe, warum die Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz im Bereich der Nachhaltigkeit auftreten kann:

  • Widersprüchliche Anreize
  • Oftmals stehen nachhaltige Entscheidungen im Konflikt mit anderen Faktoren wie Bequemlichkeit, Preis oder sozialem Druck. Obwohl Menschen die Absicht haben, umweltfreundlich zu handeln, können diese anderen Faktoren dazu führen, dass sie sich für weniger nachhaltige Optionen entscheiden.
  • Mangelnde Informationen
  • Manchmal fehlt es Menschen an Informationen über nachhaltige Alternativen oder sie sind sich der Auswirkungen ihres Verhaltens auf die Umwelt nicht vollständig bewusst. Dies kann dazu führen, dass sie nicht in der Lage sind, ihre Absichten in die Tat umzusetzen.
  • Gewohnheiten und soziale Normen
  • Gewohnheiten spielen eine große Rolle bei unserem Verhalten. Wenn nachhaltiges Verhalten nicht zur Gewohnheit geworden ist oder wenn soziale Normen nach wie vor unökologische Verhaltensweisen fördern, kann dies die Umsetzung von Absichten beeinflussen.

Um die Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz im Bereich Nachhaltigkeit zu überbrücken, sind verschiedene Ansätze erforderlich:

  • Bildung und Bewusstseinsbildung
  • Die Bereitstellung von Informationen über nachhaltige Alternativen und die Aufklärung über die Auswirkungen des eigenen Verhaltens können dazu beitragen, dass Menschen besser informierte Entscheidungen treffen.
  • Gestaltung der Umgebung
  • Durch die Schaffung einer umweltfreundlichen Infrastruktur und einer zugänglichen Auswahl an nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen wird es den Menschen erleichtert, ihre Absichten in die Tat umzusetzen.
  • Anreize und Belohnungen
  • Durch die Schaffung von Anreizen und Belohnungen für nachhaltiges Verhalten können Menschen motiviert werden, umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen.
  • Social-Nudging
  • Der Einsatz von sozialen Normen und positivem sozialem Druck kann dazu beitragen, dass nachhaltiges Verhalten als akzeptierter und unterstützter Standard wahrgenommen wird.

Die Überbrückung der Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz im Bereich der Nachhaltigkeit ist entscheidend, um tatsächliche Veränderungen zu bewirken und die Umweltbelastung zu reduzieren. Es erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die individuelle, soziale und strukturelle Aspekte berücksichtigt, um nachhaltiges Verhalten zu fördern.

Die Untersuchung der Intention-Behavior Gap ist wichtig, um zu verstehen, warum Menschen bestimmte Verhaltensweisen zeigen oder nicht zeigen, und wie man sie dazu motivieren kann, ihre Absichten in die Tat umzusetzen. Forscher*innen und Praktiker*innen verwenden diese Erkenntnisse, um Interventionen und Strategien zu entwickeln, die das Verhalten in Einklang mit den Absichten bringen sollen.
 

Die Überbrückung der Intention-Behavior Gap im Bereich der Nachhaltigkeit ist entscheidend, um tatsächliche Veränderungen zu bewirken und die Umweltbelastung zu reduzieren.


Es erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die individuelle, soziale und strukturelle Aspekte berücksichtigt, um nachhaltiges Verhalten zu fördern.