Wenn Verantwortung zählt: Systemische Kompetenzentwicklung für High Responsibility Teams

Was brauchen Teams, die unter hohem Druck verantwortungsvoll handeln müssen? In der Ringvorlesung „Wissen rettet Leben – Wir retten Leben“ 2025 zeigte Jochen Hanisch, wie systemisches Denken zur Entwicklung von Kompetenzen in komplexen Arbeitsfeldern beiträgt – und warum Bildung dabei immer auch Veränderung bedeutet.

Wie lassen sich Kompetenzen in hochverantwortlichen, risikobehafteten Berufsfeldern gezielt entwickeln – und was bedeutet es, unter Druck handlungsfähig zu bleiben? Mit diesen Fragen befasste sich Jochen Hanisch, M.A., M.A., Bildungswissenschaftler, Systemischer Berater und Promovend an der Charité, in seinem Online-Vortrag „Systemische Kompetenzentwicklung für High Responsibility Teams“. Die Veranstaltung fand am 30. April 2025 im Rahmen der Ringvorlesung Rettungswissenschaften an der HSD Hochschule Döpfer statt.

Im Zentrum standen sogenannte High Responsibility Teams – etwa im Rettungsdienst –, die unter hohem Erwartungsdruck und Zeitknappheit lebenswichtige Entscheidungen treffen müssen.

Statt auf klassische PowerPoint-Folien setzte Hanisch auf ein innovatives Format: theoretische Grundlagen wurden durch live simulierte Modelle ergänzt, die individuelle Lern- und Entscheidungsprozesse sichtbar machten. Ausgangspunkt war ein systemischer Denkansatz, der nicht nur einzelne Fähigkeiten betrachtet, sondern den Menschen in seinem Beziehungs- und Organisationskontext versteht.

Kompetenz, so Hanisch, zeige sich besonders dann, wenn Routinen nicht greifen – in unvorhersehbaren, dynamischen Situationen. Hier kommt es auf die Fähigkeit an, selbstorganisiert, reflektiert und kreativ zu handeln. Besonders eindrucksvoll war dabei die Visualisierung von Lernverläufen anhand eigener Python-basierter Simulationen, in denen persönliche Ereignisse – wie gesundheitliche Krisen oder Erfolgsmomente – als bildungstragende Impulse sichtbar wurden.

Hanisch plädierte für eine Bildung, die nicht auf Standardisierung, sondern auf Entwicklung, Dialog und individuelle Lernpfade setzt. Bildung, so sein Verständnis, sei ein dynamischer Prozess, der Wissenschaft, Praxis und kritisches Denken miteinander verknüpft – mit dem Ziel, Menschen zur aktiven Gestaltung ihrer Umwelt zu befähigen.

Zum Abschluss stellte er zur Diskussion, ob angesichts der Vielfalt individueller Lernverläufe künftig auch Prüfungsformate, Curricula und Trainingskonzepte stärker individualisiert gedacht werden sollten.

Die Ringvorlesung Rettungswissenschaften wird am 21. Mai 2025 mit einem Doppelvortrag fortgesetzt. Den Auftakt macht Angela Gerhard, M.A., um 15:30 Uhr mit ihrem Beitrag „EKG-Beurteilung im Rettungs- und Notarztdienst in Deutschland: Ergebnisse einer Querschnittstudie“. Im Anschluss spricht Kathrin Spark, M.A. ab 16:15 Uhr über „Notfallsanitäter-Ausbildung: Warum sind die Auszubildenden so unzufrieden mit den Klinikabschnitten?“. Beide Vorträge finden online statt.

Mehr Informationen über den Studiengang B.Sc. Rettungswissenschaften an der HSD erfahren Sie hier. Das weitere Programm der Ringvorlesung & Anmeldung zu der öffentlichen und kostenfreien Fachvortragsreihe der HSD finden Sie hier. Zur nächsten kostenfreien Infoveranstaltung am 21.Mai um 15.30 Uhr finden Sie hier weitere Infos.