Mit einem ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Vortrag führte Prof. Dr. Rainer Kretschmer, Facharzt für Chirurgie und Experte für Alterstraumatologie, das Publikum der Ringvorlesung „Wissen rettet Leben – WIR retten Leben!“ in die Welt der geriatrischen Frakturen. Unter dem Titel „Alterstraumatologie – interaktiv“ lud er die Teilnehmenden zu einer „rätselhaften Reise“ ein und gestaltete seinen Beitrag mit zahlreichen Bilderrätseln, Fallbeispielen und Fragen an das Publikum – ganz im Sinne des angekündigten Mitmach-Formats.
Im Mittelpunkt standen typische Verletzungsmuster älterer Patient:innen, ihre biomechanischen Ursachen und die zentrale Rolle von Prävention und interdisziplinärer Versorgung. Kretschmer zeigte auf, dass insbesondere Stürze häufig den Beginn einer „Frakturkarriere“ markieren – von distalen Radiusfrakturen über Wirbelkörper- und Oberarmkopffrakturen bis hin zu hüftgelenksnahen Brüchen. Er erläuterte eindrücklich, dass trotz medizinischer Fortschritte die Mortalität nach Hüftfrakturen kaum gesunken ist und die Zahl sogenannter „Fragilitätsfrakturen“ angesichts des demografischen Wandels weiter steigen wird, wenn dem Thema Prävention weiter zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Ein Schwerpunkt lag auf der Bedeutung ganzheitlicher Behandlungskonzepte. Prof. Dr. Kretschmer erklärte die Struktur zertifizierter Alterstraumazentren, in denen Chirurgie und Geriatrie eng verzahnt arbeiten, um die Überlebens- und Genesungschancen älterer Patient:innen zu erhöhen. Studien zeigen eine bis zu 22 % niedrigere 30-Tage-Mortalität gegenüber herkömmlicher Versorgung. Besonderes Interesse weckten die praktischen Tipps zur Sturzprophylaxe: Prof. Dr. Kretschmer demonstrierte alltagstaugliche Übungen zur Förderung von Kraft, Gleichgewicht und Koordination – vom Einbeinstand beim Zähneputzen bis zu gezielten Kniebeugen. Dabei machte er deutlich, dass Bewegung und Ernährung entscheidende Faktoren sind, um Unabhängigkeit und Lebensqualität im Alter zu erhalten.
Abgerundet wurde der Vortrag durch anschauliche Fallbeispiele, etwa die Geschichte einer 104-jährigen Patientin, deren erfolgreiche operative Versorgung eine eindrucksvolle Brücke zwischen chirurgischer Präzision und geriatrischer Fürsorge schlug.
Das Fazit: Alterstraumatologie ist weit mehr als operative Knochenheilung – sie erfordert Teamarbeit und ein tiefes Verständnis für die individuellen Bedürfnisse älterer Menschen, vor allem aber ein stärkeres Gewicht für die Prävention.
Die nächste Veranstaltung der Ringvorlesung Rettungswissenschaften findet am 26. November 2025 von 15:30 bis 17:00 Uhr online über Microsoft Teams statt. Dann referiert Alexander Daiker über die „Präklinische Versorgung von Schlaganfallpatient:innen durch den Rettungsdienst“ und stellt aktuelle Forschungsergebnisse zur Leitlinienadhärenz in der Notfallversorgung vor.
Mehr Informationen zum Studiengang Rettungswissenschaften B.Sc. an der HSD Hochschule Döpfer finden Sie auf der Website.
