Die Akademisierung des Rettungsdienstes gewinnt zunehmend an Bedeutung und sorgt für kontroverse Diskussionen. Doch welche Auswirkungen hat sie auf die Qualität der Notfallversorgung, den Personalmangel und die Karriereperspektiven von Notfallsanitäter*innen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Fachveranstaltung an der Hochschule Döpfer, bei der Thomas Hofmann, Studiendekan für Rettungswissenschaften, die Chancen und Herausforderungen einer akademischen Ausbildung im Rettungsdienst beleuchtete.
Die Zukunft des Rettungsdienstes steht an einem entscheidenden Wendepunkt: Sollen Notfallsanitäter*innen künftig verstärkt akademisch ausgebildet werden? Welche Chancen bietet eine Professionalisierung, und welche Risiken bringt sie mit sich? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Vortrags von Thomas Hofmann „Professionalisierung und Akademisierung im Rettungsdienst – Wo geht die Reise hin?“, der zweiten Veranstaltung der Ringvorlesung unter dem Titel „Wissen rettet Leben – WIR retten Leben!“, die am 18. März 2025 von 15.30 bis 17.30 Uhr.
In seinem Vortrag machte Thomas Hofmann, der selbst als Notfallsanitäter aktiv im Rettungsdienst tätig ist, deutlich, dass die Professionalisierung des Rettungswesens längst im Gange ist. Seit der Einführung der Notfallsanitäter*innen-Ausbildung im Jahr 2014 hat sich das Berufsbild grundlegend gewandelt – weg vom reinen Helfer*innen-Status, hin zu einer eigenständigen, verantwortungsvollen Fachprofession. Mit den 2024 gestarteten ersten rettungswissenschaftlichen Studiengängen in Deutschland ist nun der nächste Schritt in diesem Prozess vollzogen. Die Akademisierung sei daher der nächste logische Schritt, betonte Hofmann: „Akademisierung bezieht sich nicht nur auf die hochschulische Ausbildung von Notfallsanitäter*innen, sondern auch darauf, dass die Rettungswissenschaften an den Hochschulen institutionalisiert werden und entsprechende Forschung stattfindet.“
Dabei verwies er auf internationale Studien, die belegen, dass akademisch ausgebildetes Personal in der Gesundheitsversorgung zu einer besseren Patient*innensicherheit führt. Besonders in der Pflege sei bereits belegt, dass eine höhere Akademisierungsquote mit einer geringeren Mortalitätsrate in Krankenhäusern einhergeht. Übertragen auf den Rettungsdienst könnte dies bedeuten, dass wissenschaftlich fundierte Ausbildungskonzepte nicht nur die Qualität der Versorgung verbessern, sondern auch dazu beitragen, lebensrettende Maßnahmen noch präziser und effizienter durchzuführen.
Gleichzeitig räumte Hofmann ein, dass dieser Wandel auch Herausforderungen mit sich bringt. Kritische Stimmen befürchten, dass höhere Zugangsvoraussetzungen den Personalmangel im Rettungsdienst weiter verschärfen könnten. Zudem bestehe die Gefahr, dass akademisierte Fachkräfte vermehrt aus dem eigentlichen Einsatzdienst in andere Tätigkeitsfelder abwandern.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass der Rettungsdienst an einem entscheidenden Wendepunkt steht. Eine gezielte, praxisorientierte Akademisierung könnte nicht nur die medizinische Versorgung verbessern, sondern auch neue Karrierewege eröffnen und die Berufszufriedenheit steigern. Entscheidend wird sein, die richtigen Rahmenbedingungen für diesen Wandel zu schaffen – eine Aufgabe, die Politik, Hochschulen und Rettungsdienste gleichermaßen fordert. Die nächste Veranstaltung der Ringvorlesung findet am 30. April 2025 statt. Unter dem Titel „Systemische Kompetenzentwicklung für High Responsibility Teams“ wird Jochen Hanisch (M.A.) um 15.30 Uhr online über die Entwicklung von systemischen Kompetenzen in hochverantwortlichen Teams sprechen.
Mehr Informationen über den Studiengang B.Sc. Rettungswissenschaften an der HSD erfahren Sie hier. Das weitere Programm der Ringvorlesung & Anmeldung zu der öffentlichen und kostenfreien Fachvortragsreihe der HSD finden Sie hier. Zur nächsten kostenfreien Infoveranstaltung am 30. April um 15.30 Uhr finden Sie hier weitere Infos.