Neue HSD-Studie: Bessere Lebensqualität durch gutes Sehen in Pflegeheimen

Welche Rolle übernehmen Sehbeauftragte in Pflegeheimen, um das Wohnumfeld zu verbessern und Fachkräfte zu schulen? Diese Frage untersuchte ein Forschungsteam der HSD gemeinsam mit der Blindeninstitutsstiftung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Gehr und Prof. Dr. Amelie Altenbuchner analysierten Nadine Olschowka, Laura Stürzbecher, Klara Wolf und Lena Himmelreich die Umsetzung des Präventionsprogramms „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“. Das Programm richtet sich an voll- und teilstationäre Einrichtungen in Bayern und ist dank der beteiligten Pflegekassen kostenfrei. Grundlage der Studien war eine qualitative Befragung von Sehbeauftragten auf Basis der Masterarbeit von Nadine Olschowka unter Betreuung von Prof. Dr. Thomas Gehr. Die Ergebnisse erschienen nun in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie.

Mehr Teilhabe durch gutes Sehen 

In einer alternden Gesellschaft nehmen Sehprobleme zu. Besonders in Pflegeheimen, wo viele Bewohner*innen gesundheitlich eingeschränkt sind, bleibt die augenärztliche Versorgung oft unzureichend. Das beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Selbstständigkeit und soziale Teilhabe der Senior*innen. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte die Blindeninstitutsstiftung das Präventionsprogramm „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“. Es soll die Augengesundheit fördern und die Betreuung verbessern. Die Studie untersucht, wie Sehbeauftragte ihre Aufgaben wahrnehmen, Seheinschätzungen durchführen und das Wohnumfeld anpassen. Zudem beleuchtet sie, welche Schulungen sinnvoll sind. Die Ergebnisse sollen helfen, das Programm weiterzuentwickeln und die Augenversorgung in Pflegeheimen langfristig zu verbessern. 

Sehbeauftragte: Verantwortung und Herausforderungen 

Die Forschenden führten leitfadengestützte Interviews mit Sehbeauftragten aus verschiedenen Pflegeheimen. Die Auswertung zeigte zentrale Themen und Probleme. Die Befragten sehen ihre Rolle als wichtig und verantwortungsvoll, stoßen jedoch oft an Grenzen, etwa durch fehlende Ressourcen. Ein zentrales Ergebnis: Die Qualität der Seheinschätzungen schwankt. Gründe dafür sind kognitive Einschränkungen der Bewohner*innen und deren Motivation. Während manche Maßnahmen zur Barrierefreiheit schnell umgesetzt werden, scheitern andere an hohem Aufwand. Präsenzschulungen spielen eine Schlüsselrolle. Sie vermitteln praxisnahes Wissen, fördern den Austausch und stärken die Kompetenz der Sehbeauftragten.

Unterstützung durch die Leitung entscheidend 

Die Studie zeigt: Für eine nachhaltige Umsetzung des Programms braucht es die Unterstützung der Heimleitung. Es empfiehlt sich, mehrere Sehbeauftragte pro Einrichtung zu schulen, um die Maßnahmen breiter und effektiver umzusetzen. Zudem sollten alternative Methoden entwickelt werden, um auch kognitiv eingeschränkten Bewohner*innen eine angemessene Augenversorgung zu ermöglichen. Das Präventionsprogramm „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“ leistet einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität älterer Menschen. Durch gezielte Schulungen und Sensibilisierung der Fachkräfte können die Augengesundheit und das Wohlbefinden von Senior*innen nachhaltig verbessert werden.  

Wichtiger Forschungsbeitrag der HSD für Senior*innen 

Das Team vom Präventionsprogramm des Blindeninstituts, Kooperationspartner der HSD, dankt insbesondere Prof. Dr. Thomas Gehr, Prof. Dr. Amelie Altenbuchner, Lena Himmelreich und Nadine Olschowka für ihre wertvolle Expertise und Unterstützung: “Ihr Engagement ist ein wichtiger Beitrag, um die Teilhabe von sehbeeinträchtigten und blinden Seniorinnen und Senioren in Pflegeeinrichtungen zu verbessern”, betont Klara Wolf vom Blindeninstitut Regensburg.

Zur Studie: „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“ | Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 

Zum Präventionsprogramm „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“ des Blindeninstituts: https://www.blindeninstitut.de/gutes-sehen

Links Prof. Dr. Thoms Gehr, Professor für Klinische Pflege der HSD, mit Klara Wolf vom Team des Präventionsprogramms "Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen" am Blindeninstitut Regensburg. Foto: HSD

Die Masterarbeit von HSD-Studentin Nadine Olschowka diente als Grundlage der Studie. Foto: Privat

Welche Relevanz die Schulung für Seh-Einschätzung in Pflegeeinrichtungen besitzt, verdeutlicht die Studie. Foto: Chris Weiß.