Der 1. Rettungsdiensttag auf dem Campus der HSD Hochschule Döpfer war ein voller Erfolg. Rund 80 Besucher*innen lauschten gespannt Fachvorträgen zu aktuellen Entwicklungen, neuen Lösungsansätzen und Impulsen, die Rettungskräfte bei ihrer Arbeit unterstützen und so die Behandlung der Patient*innen verbessern können. Eine Wiederholung der Veranstaltung ist für 2026 geplant.
„Der Rettungsdienst entwickelt sich kontinuierlich weiter, weshalb wir hier Kolleg*innen eine Möglichkeit bieten, sich über aktuelle Veränderungen in der rettungsdienstlichen Patient*innenversorgung zu informieren“, begrüßte Thomas Hofmann, Dekan des Bachelorstudiengangs Rettungswissenschaften an der HSD Hochschule Döpfer, die Besucher*innen. Knapp 80 Fachkräfte hatten sich zum 1. Rettungsdiensttag auf dem Campus der privaten Hochschule auf der malerischen Halbinsel Hermannswerder eingefunden.
In den Pausen der Fachtagung, die die HSD gemeinsam mit dem Gesundheitscampus Potsdam und dem Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam organisiert hatte, konnten sich die Teilnehmer*innen bei den Hochschulpartnern meetB und Laerdal über innovative Praxislösungen, wie z.B. ein turbinenbetriebenes Beatmungsgerät, computer-unterstützte Beatmungssimulatoren für Erwachsene und Babys oder eine VR(Virtual Reality)-Anwendung zur Ausbildung im Rettungswagen unter realen Einsatzbedingungen, informieren und selbst ausprobieren.
Ein breites Spektrum an fachspezifischen Themen
Neben Fachvorträgen wie zum Gerinnungsmanagement von Jonas Walker, zu Herzrhythmusstörungen von Klaas Feldt und Chris Rudolph, zu Schwindel von Josua Kuttler oder zur Reanimation von Peter Fritz wurden auch Themen behandelt, die im Berufsalltag von Rettungskräften eher selten vorkommen, wie zum Beispiel eine außerklinische Geburt. Hierzu erklärte Anton Jungk vom Gesundheitscampus Potsdam den Anwesenden, worauf es bei so einem Einsatz ankäme. Gleichzeitig wurde aber auch von Seiten des interessiert zuhörenden Publikums darauf hingewiesen, dass solch seltene Fälle schon in der Berufsausbildung behandelt werden müssten.
Auch die Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienst, Leitstelle und Kliniken spielte eine wichtige Rolle an diesem Tag. So stellte Julius Ballé eine kritische Bestandsanalyse der Leitstellen in Deutschland vor und zeigte auf, wo Potenzial zur Verbesserung liegt. Diese interdisziplinäre Kooperation von der Erstversorgung durch den Rettungsdienst bis hin zur Einlieferung in die Notaufnahme betonten auch Zoi Netou-Kandyladou in ihrem Vortrag zur präklinischen Untersuchung von Schlaganfallpatienten sowie Prof. Dr. Michael Oppert zum Thema Sepsis.
„Welche Maßnahmen können bereits vom Rettungsdienst vor der Einlieferung in die Notaufnahme übernommen werden?“, fragte Oppert, Chefarzt der Notaufnahme und der Klinik für Notfall- und Intensivmedizin des Klinikums Ernst von Bergmann. „Dieser Übergang in die Klinik ist ein sehr vulnerabler Bereich, in dem Informationen verloren, aber auch übermittelt werden können. Genau deshalb müssen wir exakt diesen Bereich stärken, um die Patient*innen besser und effizienter behandeln zu können und ihre Gesundungs- oder gar Überlebenschancen zu verbessern.“
Zusammenarbeit und Kommunikation als zentraler Aspekt im Rettungsdienst
Kommunikation, aber auch Courage, legte ebenfalls Michael Karl am Beispiel des kleinen Lönne Ratzow aus Schleswig-Holstein den sichtlich bewegten Zuhörer*innen ans Herz. Der sieben Monate alte Junge erlitt im Januar 2021 einen Fieberkrampf, weswegen seine Eltern den Rettungsdienst alarmierten. Weniger als zwei Stunden später war der Säugling tot. Aufgrund mehrerer Fehler wurde der behandelnde Arzt wegen fahrlässiger Tötung zu einer zehnmonatigen Haftstrafe auf Bewährung, einem fünfjährigen Einsatzverbot als Notarzt und einer Strafzahlung von 10.000 € verurteilt. Das Verfahren gegen die anwesenden Rettungskräfte wurde eingestellt. Während des Prozesses gab es jedoch Hinweise, dass diesen die Behandlungsfehler des Notarztes zumindest teilweise aufgefallen seien, sich der Autorität des Mediziners aber unterordneten und nicht widersprachen oder eingriffen. „Was lernen wir aus diesem Fall?“ fragte Karl die Zuhörer*innen. „Sprechen Sie miteinander und sagen Sie, wenn Ihnen etwas seltsam vorkommt!“ Aber Michael Karl weiß auch: „Einsätze, die Kinder betreffen, sind immer Stress- oder Extremsituationen, weil sie vergleichsweise selten sind. Hier helfen regelmäßige Fortbildungen und Simulationstraining im Team und eine lebendige Kommunikations- und Fehlerkultur.“
Dies bestätigte auch Dr. Petra Degenhardt in ihrem Vortrag zum medizinischen Kinderschutz. In ihrer alltäglichen Arbeit ist sie regelmäßig mit Fällen von Kindesmisshandlungen konfrontiert. Neben der medizinischen Behandlung von zum Teil schweren Verletzungen, wie beispielsweise Knochenbrüchen, Verbrühungen durch heißes Wasser oder heiße Herdplatten, spielt Kommunikation eine zentrale Rolle für die Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie und Ärztliche Direktorin der Kinder- und Jugendklinik Westbrandenburg am Standort Potsdam. „Wir müssen zuerst herausfinden, was passiert ist. Passen die Verletzungen und deren Form zur Erklärung? Ist die Verletzung altersentsprechend? Wie verhalten sich Kind und Eltern?“, erklärte Degenhardt, und zeigt den Teilnehmer*innen nicht nur anhand von Bildern die Unterschiede, sondern gab auch Tipps, wie sich Rettungskräfte und medizinisches Personal bei einem Verdacht auf Misshandlung verhalten sollten. „Wir beschuldigen nicht, sondern bieten Hilfe an“, sagte sie. „Eltern, die misshandeln, haben in der Regel selbst Ähnliches als Kind erlebt. Dennoch gehen einem solche Fälle unglaublich nahe. Deswegen ist es schön zu sehen, dass die allermeisten Eltern unsere Unterstützung, auch in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und psychologischen Diensten, tatsächlich auch annehmen.“
Eine rundum erfolgreiche Veranstaltung
Nicht nur für die Besucher*innen und Dozent*innen, auch für das Organisationsteam von HSD, Gesundheitscampus Potsdam und Ernst von Bergmann-Klinikum Potsdam war der Rettungsdiensttag ein voller Erfolg. „Die inhaltliche Vielfalt und Qualität der Vorträge haben überzeugt, ebenso die Denkanstöße und Impulse, die dadurch gesetzt worden sind“, zeigte sich Prof. Dr. Karin Kohlstedt, Präsidentin der HSD Hochschule Döpfer, vollkommen zufrieden, und warf einen Blick in die Zukunft. „Diesen Diskurs und die Weiterentwicklung im Bereich des Rettungsdienstes und auch der Rettungswissenschaften möchten wir forcieren und vorantreiben. Deshalb wird es auch im kommenden Jahr wieder einen Rettungsdiensttag in Potsdam geben.“


























