Kollaboration ist das Gebot der Stunde - Man kann nicht alleine nachhaltig sein

Just am Tag der Einigung und Verkündigung des internationalen Abkommens zur Rettung der weltweiten Artenvielfalt beschäftigten sich Mitarbeitende und Studierende der HSD, Partner*innen und externe Gäste mit dem Thema „Nachhaltigkeitsmanagement“. Denn im Rahmen der öffentlichen Wintervorlesung an der HSD Hochschule Döpfer zeigte Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Roya Akhavan in einem beeindruckenden Vortrag, wie professionelles Nachhaltigkeitsmanagement gelingen kann.

Nicht nur Klimaschutz als Thema

In ihrer beruflichen Tätigkeit als Senior Manager Sustainability für die ZEISS Gruppe bringt die sympathische Wissenschaftlerin aus Österreich Praxis und Theorie gekonnt zusammen. Dabei setzt die ZEISS Gruppe auf einem Mix an verschiedenen Maßnahmen, die unter den drei übergeordneten Bereichen Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Mehrwert für die Gesellschaft subsummiert werden. Wesentlich sei dabei, so Dr. Akhavan, „dass alle Stakeholder wie Kund*innen und Mitarbeitenden gefragt und mitgenommen werden“. Klimaschutz ist demnach nur eines der Schwerpunktthemen, was bei einige Gästen gleich zu Beginn der Vorlesung für Überraschung sorgte. Auf Basis des Nachhaltigkeitsverständnis des Brundtland Berichts (1987) ergibt sich ein weitaus komplexerer Terminus von Nachhaltigkeit, der u.a. auch Bildung oder soziale Gerechtigkeit inkludiert. So sollen soziale, ökologische und ökonomische Ressourcen in ihrer Substanz für gegenwärtige als auch der künftigen Generationen erhalten bleiben, wodurch im Idealfall kaum weitere negative Effekte entstehen.

Vorreiterrolle der ZEISS Gruppe

ZEISS mag vielen als weltweit agierendes Unternehmen bekannt sein, das optoelektronische Lösungen entwickelt und dem durch die berühmten ZEISS-Brillengläser ein hervorragender Ruf vorauseilt, der insbesondere mit hoher Qualität assoziiert wird. Doch auch in Sachen Nachhaltigkeit nimmt der Konzern eine Vorreiterrolle ein, wie die Referentin eindrucksvoll belegt hat. So gibt es bereits seit 1892 einen Mindestlohn und der Acht-Stunden-Tag wurde ebenfalls vorzeitig eingeführt. Seit Jahren ist Nachhaltigkeit im Markenversprechen von ZEISS verankert. Durch die strategische Ausrichtung auch in Sachen Nachhaltigkeit mit der „#agenda25“ und dem Nachhaltigkeitsprogramm wurden viele unterschiedliche Projekte initiiert, damit u.a. Ziele wie eine weltweite CO2-Neutralität in den eigenen Geschäftstätigkeiten bis 2025 erreicht werden können. Dabei stehen nicht nur Projekte im direkten betrieblichen Umfeld des Unternehmens auf der Planungsliste, auch Maßnahmen wie Augenheilkunde, Zugang zu medizinischer Versorgung oder Bildung in ärmere Länder zu bringen, gehören zu den Leuchtturmprojekten.

Fünf Erfolgsfaktoren für Nachhaltigkeitsmanagement

Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für das betriebliche Nachhaltigkeitsmanagement würde Dr. Akhavan darin liegen, relevante Prozesse in ihrem Kontext und ihrer Wesentlichkeit zu erfassen sowie die Erwartungen wesentlicher Stakeholder nachvollziehen zu können. Doch das beste Verständnis nützt wenig ohne eine strategische Verankerung und Steuerung im Unternehmen. Bei ZEISS wurden in den letzten Jahren für diese Aufgaben vier Stellen geschaffen, darunter auch die von Akhavan, weitere kommen aufgrund der steigenden Anforderungen dazu. Ziele festzulegen, die dafür notwendigen KPI (= Key Performance Indikatoren) zu bestimmen und auf deren Basis Nachhaltigkeitsdaten zu generieren, gehört u.a. zum Daily Business der Mitarbeitenden der Nachhaltigkeitsabteilung und gleichzeitig zu den weiteren Erfolgsfaktoren. Auch die Zusammenarbeit sei Roya Akhavan zufolge ein wesentlicher Pfeiler und Treiber: „Kollaboration ist das Gebot der Stunde - Man kann nicht alleine nachhaltig sein.“ Die operativen Umsetzungen finden in anderen Abteilungen oder mit externen Stakeholdern wie Lieferanten bei ZEISS statt. Daher sei es wichtig, so viele Menschen wie möglich zu erreichen und mitzunehmen. Eine transparente Kommunikation – beispielsweise über den Nachhaltigkeitsbericht der ZEISS Gruppe – gehöre, so Akhavan, zum Nachhaltigkeitsmanagement zwingend dazu. Ebenso dazu gehöre es, Erfolge gemeinsam mit allen Stakeholdern zu feiern – nachhaltig versteht sich! Letztlich aber müsse man die Erfolgskriterien per se wie auch die Ziele immer wieder auf ihre Relevanz überprüfen und ggf. anpassen.  

Die HSD bedanket sich herzlich bei Dr. Roya Akhavan für die sehr bereichernde Vorlesung, aus der wir viele Anregungen mitnehmen konnten!

Dr. Roya Akhavan, Expertin zu Fragen der Nachhaltigkeit und deren strategische Verankerung in Unternehmen und Organisation, war zu Gast bei der Wintervorlesung 2022 an der HSD.