Die Rolle der Sozialen Arbeit in einer komplexen Jugendphase

Die Jugendphase ist heute vielfältiger und herausfordernder denn je – und genau diese Vielschichtigkeit stand im Mittelpunkt der Fachveranstaltung am 2. April 2025 um 18:00 Uhr an der HSD Hochschule Döpfer. Im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe „Psychology meets Social Work“ wurde das Thema „Das Bild der Jugend in der Sozialen Arbeit“ intensiv beleuchtet. Der Vortrag von Prof. Dr. Andreas Eylert-Schwarz, Studiendekan für Soziale Arbeit und Bildung und Erziehung in der Kindheit, thematisierte die Wahrnehmung junger Menschen in der Gesellschaft und wie die Soziale Arbeit darauf reagiert.

In seinem Vortrag zeigte Prof. Dr. Andreas Eylert-Schwarz anhand historischer Beispiele, dass kritische Sichtweisen auf die Jugend kein Phänomen der Gegenwart sind. Bereits in vergangenen Jahrhunderten wurde die junge Generation als orientierungslos, faul oder gar als böse beschrieben. Diese wiederkehrenden Narrative ziehen sich bis in die Gegenwart, insbesondere in der medialen Berichterstattung.

Ein besonderer Fokus des Vortrags lag auf dem Thema Jugendgewalt. Während öffentliche Debatten oft einen direkte Zusammenhand zwischen Migration und Gewaltbereitschaft herstellen, verdeutlichte Eylert-Schwarz anhand wissenschaftlicher Studien, dass soziale Faktoren wie Armut und Bildungschancen eine wesentlich zentralere Rolle spielen.

Prof. Dr. Andreas Eylert-Schwarz stellte zwei sozialwissenschaftliche Konzepte vor, die die Jugendphase aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Das Konzept der Lebensbewältigung nach Böhnisch betrachtet Jugend als eine Phase, in der junge Menschen ihre Identität im Angesicht sozialer Herausforderungen entwickeln. Die Soziale Arbeit hat hier die Aufgabe, die Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit der Jugendlichen zu fördern. Das Konzept der subjektorientierten Jugendarbeit nach Scherr hebt die Bedeutung von Selbstbestimmung hervor. Soziale Arbeit sollte nicht nur Probleme bearbeiten, sondern Räume schaffen, in denen Jugendliche eigenverantwortlich handeln und ihre Stärken erkennen können.

Ein zentraler Punkt des Vortrags beschäftigte sich mit der Rolle der Sozialen Arbeit als Begleiterin und Unterstützerin in dieser Entwicklungsphase. Prof. Dr. Eylert-Schwarz betonte: FormularbeginnFormularende„Die Soziale Arbeit ist nicht die Instanz, die Jugendliche zu braven, angepassten Bürger*innen ,umerziehen´ will. Vielmehr sollen Orte geschaffen werden, die Freiräume zum Erproben und Erkennen der eigenen Stärken bieten, in denen die eigene Identität entwickelt werden kann und in denen junge Menschen natürlich auch Grenzen erleben. Dabei geht es um ganzheitliche Förderung in Bezug auf Selbstachtung, Selbstbestimmung und Selbstbewusstsein, sodass Jugendliche zu aktiven Mitgliedern der Gesellschaft werden.”

Die Veranstaltung machte deutlich, dass die Jugend von heute nicht pauschal bewertet werden kann, sondern differenzierte Betrachtungen erfordert. Soziale Arbeit spielt dabei eine entscheidende Rolle: Sie kann Jugendliche durch partizipative Angebote, Anerkennung und Förderung individueller Entwicklungsmöglichkeiten stärken.

Die nächste, jeweils kostenlose Veranstaltung der Reihe „Psychology meets Social Work” findet am 15. Mai 2025 statt. Unter dem Titel „Schulabsentismus als pädagogische und psychologische Herausforderung” wird Prof. Dr. Andrea Gergen um 19:15 Uhr online über die Ursachen und Interventionsmöglichkeiten bei Schulverweigerung sprechen.

Prof. Dr. Andreas Eylert-Schwarz Studiendekan und Professor für Soziale Arbeit